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Neues Zuhause für den Maibaum

Das Ortszentrum von Lanzenkirchen wurde komplett neugestaltet und dabei klimafit transformiert. Als der Umbau des Lanzenkirchener Hauptplatzes 2015 projektiert wurde, war die Klimakrise noch kein Thema. Im Nachhinein ist man froh, dass sich die Umsetzung aufgrund bürokratischer Hürden verzögerte und die Verantwortlichen den Aspekt der Klimawandelanpassung einarbeiten konnten. So hat Lanzenkirchen heute ein Ortszentrum, das für die nächsten Jahrzehnte gerüstet ist.

Aber zurück zu den Anfängen: 2015 wurde ein Wettbewerb für die Neugestaltung des Ortszentrums ausgelobt. Damals hatte sich durch den bevorstehenden Abriss von alten Gebäuden die Chance einer groß angelegten Neustrukturierung ergeben. In der ersten Stufe des Wettbewerbs wurde ein städtebauliches Konzept entwickelt und in weiterer Folge ein detailliertes Realisierungskonzept für den öffentlichen Raum. Die Jury empfahl unser Projekt zur Realisierung. Dieses sah einen lebendigen Ortskern vor, der die bestehenden Strukturen einbindet und über eine grüne Achse miteinander verbindet. Funktional und einladend sollte der Hauptplatz sein und Platz für Veranstaltungen bieten.

Doch bevor das Konzept umgesetzt werden konnte, musste die Gemeinde noch eine Reihe bürokratischer Hürden nehmen. Als die Transformation schließlich konkret wurde, waren die Rahmenbedingungen verändert. Die Klimakrise war in das Bewusstsein aller gerückt und sowohl die Gemeinde als auch die Planer*innen wollten darauf reagieren. Mehr Bäume und mehr entsiegelte Flächen gegen die Überhitzung wurden eingeplant, dazu ein zu dem Zeitpunkt in Österreich noch kaum bekanntes Bauprinzip – das Schwammstadtprinzip für Bäume. Dabei wird im Untergrund viel Platz für die Baumwurzeln geschaffen und gleichzeitig können Niederschläge gehalten und den Bäumen zugeführt werden. Die so gepflanzten Bäume sind alterungsfähiger, werden schneller groß und spenden Schatten. Gleichzeitig wird der Kanal entlastet und Wasser gespart. Dazu wurden klimafitte Bäume ausgewählt, resistente Ulmen und Silberlinden, die in der Region bereits seit vielen Jahrzehnten gut gedeihen und auch mit dem sich verändernden Klima zurechtkommen.

In der Bauphase wurde die Gemeinde viel kritisiert, weil sie für die Errichtung der Schwammstadt tiefer aufgraben muss, als man es bei einem einfachen befestigten Platz gewohnt ist. Auch die Bepflanzung in den Beeten sorgte für Spott – viele der verwendeten Pflanzen werden hier als Unkraut angesehen. Unverständnis gab es auch dafür, dass die Bäume aus Deutschland (Baumschule Lorberg) angeliefert wurden. Die Projektleiterin Marion Tatzber führt dazu aus, dass es in Österreich einfach keine Bäume dieser Art und Größe gab. Die Exemplare in Lanzenkirchen wurden bereits gute fünfzehn Jahre auf ihren Einsatz im Platz- und Straßenraum vorbereitet und werden der Gemeinde viele Jahrzehnte gute Dienste erweisen.

Anderthalb Jahre später sieht man, dass sich die Mühe gelohnt hat. Die Bäume sind vital und beschatten den Ortskern bereits gut. Die Pflanzbeete wachsen üppig und Bienen und Hummeln tummeln sich darin. Einige Starkregenereignisse haben bereits gezeigt, dass das Wasser wirklich in die Schwammstadt fließt und nicht über die Straßen in den Kanal.

Am Infotag selbst herrscht Vorführwetter. Die Sonne brennt vom Himmel und die Gäste versammeln sich im Baumschatten. Als Bürgermeister Karnthaler seine Erfahrungen zusammenfasst, schwingt Erleichterung mit. - Das neue Ortszentrum wird gut angenommen und auch an heißen Tagen halten sich Bewohner*innen und Besucher*innen gerne hier auf. Sein Pioniergeist hat sich ausgezahlt.

 

Fakten

Funktion: Neugestaltung Ortszentrum Lanzenkirchen
Auftraggeber: Gemeinde Lanzenkirchen
Verkehrsplanung: Rosinak & Partner
Städtebaulicher Wettbewerb: 2015
Baubeginn: 2019
Fertigstellung: 2020
Mitarbeit: Philipp Soeparno, Marion Tatzber

Links und Downloads

Location

Fotos von Petra Panna Nagy - Mai 2022

Fotos Eröffnung 2021

Aktueller Plan 2020

Pläne Wettbewerb