PROMENADENSAUM
Der Linzer Hauptplatz als zweitgrößter Platz Österreichs gilt als unverzichtbarer Begegnungsraum für die Bewohner:innen und Besucher:innen der Stadt. Zudem ist er ein wichtiges Bindeglied zwischen der Linzer Innenstadt und Urfahr
Seine Umgestaltung erfordert einerseits einen sorgsamen Umgang mit dem Bestand andererseits die Implementierung neuer, zukunftsorientierter Maßnahmen. Das Konzept verfolgt mit punktuellen aber maßgeblichen Eingriffen, den Platz aufzuwerten, die Verbindung zur Umgebung zu stärken und die einzigartige Identität des Ortes hervorzuheben. Das gestalterische und ökonomische Grundprinzip beruht darauf, die beständige Mitte des Platzes zu erhalten und durch einen neuen Saum zu ergänzen. Die ursprüngliche Zonierung des Bestands-Pflasters wird fast vollständig aufgelöst und erscheint nun wie ein „Muster“-Teppich, der die Spuren der Vergangenheit bewahrt. Die Mitte, als Zeugnis der Vergangenheit, geht mit dem neugestalteten Saum eine Symbiose aus Alt und Neu ein.
Promenadensaum
Der großzügige Promenadensaum besteht aus zwei Bändern aus langlebigem Granitsteinpflaster, die sich beidseitig entlang der Fassaden erstrecken und bis zu den Brücken-Plateaus reichen. Dieses identitätsstiftende Gestaltungselement lenkt den Bewegungsstrom von der Inneren Stadt über die Nibelungenbrücke und stärkt zugleich die Verbindung zum gegenüberliegenden Donauufer. Der großzügige Saum greift die ursprünglichen Strukturen auf, sorgt für eine klare Zonierung und schafft Raum für vielfältige Nutzungsfunktionen wie Gastronomie, Mobilität (Fahrräder, Scooter, Stellplätze), nutzungsoffene Zonen für Kunstausstellungen oder Pop-Up-Schattenelemente und Baumneupflanzungen. Freibleibende Korridore bieten Platz zum Flanieren. Dank der glatten Oberfläche wird eine durchgehende Barrierefreiheit gewährleistet.
Punktuelle Maßnahmen zur Attraktivierung des Platzes
Stadt-Plateaus vor den Brückenkopfgebäuden
Beidseitig entstehen durch die Anhebung des Geländeniveaus Stadtplateaus, die als Vorplätzeund Verbindungselemente zu den Brückenkopf-Terrassen dienen. Sie sind integraler Bestandteil des Saumes und werden über Rampentreppen erschlossen. Durch die Niveauanhebung wird zusätzlicher Wurzelraum für Baumneupflanzungen über der Tiefgarage geschaffen. Von einer Sitztreppe aus können Besucher:innen das Geschehen am Platz überblicken.
Kühle Oase rund um den Neptunbrunnen
Etwa 370 m² rund um den Neptunbrunnen werden entsiegelt, und eine grüne Oase mit drei großen Platanen entsteht. Ein Schwammstadtaufbau unter der wassergebundenen Oberfläche versorgt die Bäume nachhaltig mit Luft und Wasser. Abnehmbare Sitzgelegenheiten und ein Trinkbrunnen (Verlegung) schaffen einen angenehmen Ort des Verweilens und Austausches.
Bänder aus Granit
Die Platzmitte wird mit neuen Granitstufen versehen die sich wie Bänder um die Dreifaltigkeitssäule legen. Durch die klare Führung der neuen Treppenanlage verbreitert sich die offene Mitte um bis zu 2,5m für Nutzungen wie Märkte oder Feste. Das alte Kleinsteinpflaster rund um die Dreifaltigkeitssäule wir mit dem reihigen „Schuhplattenbelag“ ersetzt um sich besser in das neu geordnete Gefüge einzugliedern. Die verwendeten Steine stammen aus dem Bestand und werden wiederverwendet.
Modernisierte Straßenbahnhaltestellen
Die Haltestellenbereiche der Straßenbahnen werden durch großzügigen Flugdächern aufgewertet, welche den Eindruck von Leichtigkeit und Offenheit vermitteln ohne den Raum darunter einzuengen. Sie schützen vor Witterungseinflüssen, bieten Schatten und ausreichend Platz für Sitzgelegenheiten zum Warten auf die nächste Bim.
Brückenkopf-Terrassen – Das Tor zum Hauptplatz (Ideenteil)
Die Brückenkopf-Terrassen sind durch den einheitlichen Saum mit dem Hauptplatz verbunden. Gleichzeitig werden die Terrassen verbreitert, da je eine Fahrspur pro Fahrtrichtung entfällt. Dieser neu gewonnene Raum bietet Platz für einen großzügigen Fahrradstreifen, Aufenthaltsflächen und Baumpflanzungen. Durch die Auflösung der Unterführung entsteht ein großzügiger Wurzelraum. Zwei Zitterpappeln akzentuieren die Torsituation zum Hauptplatz.
Verkehr
Die Umgestaltung berücksichtigt den von der Stadt Linz vorgeschlagenen Verordnungsplan zum Verkehr. Mit dem Wegfall einer Fahrspur auf der östlichen Rampe wird vorgeschlagen, an dieser Stelle eine zusätzliche Taxizone einzurichten, um den motorisierten Verkehr weiter zu verringern. Die Freihaltekorridore, Stellplätze für Fahrräder und Scooter, barrierefreien Stellplätze und die Ladezone wurden im geforderten Ausmaß berücksichtigt und im Saum integriert.
Zukunftsszenario – Erweiterung FUZO:
Angesichts des künftig geringeren Verkehrs auf der Nibelungenbrücke wird eine nachhaltige Verkehrslösung vorgeschlagen:
Der motorisierte Verkehr wird über die östliche Rampe zur B129/Donaulände geleitet. Die westliche Rampe bleibt für Zufahrten zu Stellplätzen, der Tiefgarage, Lieferverkehr, Taxis sowie einer Kiss-&-Ride-Zone nutzbar. Der Bereich vom Hauptplatz bis zum östlichen Brücken-Plateau wird zur Fußgängerzone, was die Aufenthaltsqualität erhöht. Zugang haben nur Lieferverkehr, Radfahrende, Taxis und Fahrzeuge mit Behindertenausweis, was Sicherheit und Lebensqualität verbessert.
Nachhaltigkeit und ökonomische Aspekte
Entsiegelung, In-situ-Erhalt und Wiederverwendung
Aufgrund ökonomischer und ökologischer Aspekten bleibt das Pflaster in der Mittelzone erhalten (ca. 42%) und wird lediglich an erforderlichen Stellen saniert. Rund um den Neptunbrunnen werden ca. 370m² entsiegelt und mit einem Schwammstadtkörper unterbaut. Das Kleinsteinpflaster um die Pestsäule wird ersetzt und mit den Pflastersteinen aus dem ursprünglichen Saum an den historischen Schuhplattenbelag angebunden.
Baumneupflanzungen
Die großflächige Unterbauung des Hauptplatzes sowie das historische Ensemble aus Fassaden und Denkmälern, die es zu berücksichtigen gilt, erfordern eine gezielte Platzierung der Baumpflanzungen:
In der entsiegelten Oase werden drei große Platanen mit Schwammstadtaufbau auf einem zentralen Erdkern gepflanzt. Im westliche Saum sorgen fünf Hopfenbuchen für Schatten in den Gastrobereichen. Auch diese Bäume wachsen auf Erdkernen und profitieren von einem erweiterten Wurzelraum, der durch das Schwammstadtprinzip geschaffen wird.
Durch die Anhebung des Geländeniveaus können auf den beiden Stadtplateaus über der Tiefgarage größere Wurzelräume entstehen, die zusätzliche Pflanzungen ermöglichen. Auf beiden Seiten des Platzes wird jeweils eine Gruppe von Zitterpappeln gepflanzt, die symbolisch die Verbindung zum Wasser unterstreichen.
Fakten
Funktion: Platz
Auslober: Stadt Linz
Art: Wettbewerb, 1.Preis
Jahr: 2024
Mitarbeit: Linda Scharll, Donna Tansil
Kooperation: Marina Mohr - Verkehrs- und Infrastrukturplanung